Kinder werden immer öfter Opfer von Gewalt, egal ob durch Mobbing, häusliche Gehalt oder Misshandlungen. Wissenschaftler wollen nun herausgefunden haben, dass Gewalt Kinder schneller altern lässt. Diesen Effekt haben sowohl britische als auch US- amerikanische Forscher bei Kindern im Alter von fünf und zehn Jahren nachweisen können.
Schlechtere Lernfähigkeit
Sind Kinder also Gewalt ausgesetzt, verkürzen sich die Chromosomenenden in ihren Körperzellen. Die Chromosomenenden sind die molekulare Uhr des menschlichen Körpers und zeigen das biologische Alter an. Verkürzte Chromosomenenden werden in der Zwischenzeit auch mit erhöhter Anfälligkeit für verschiedene Krankheiten in Verbindung gebracht. Außerdem wirken sich negativ auf die Lernfähigkeit aus und lassen die Lebenserwartung deutlich sinken.
Die Chromosomenenden sind fadenartige Strukturen die im Laufe eines Lebens, durch Zellteilungen immer kürzer werden. Ab einer bestimmten Kürze gehen allerdings wichtige genetische Informationen verloren und die Zelle kann ihrer eigentlichen Aufgabe nicht mehr nachgehen. Aus diesem Grund ist die Länge der Chromosomen ein Indiz für die Lebenserwartung der menschlichen Zelle und gilt als eine der Schlüsselfiguren für das Altern.

236 Kinder einer Langzeitstudie untersucht
Schon in vorangegangenen Studien konnte bewiesen werden, das auch weitere äußere Einflüsse die Verkürzung der Chromosomen beschleunigen können, wie zum Beispiel chronischer Stress, Übergewicht oder das Rauchen. Auch Traumen in der Kindheit gelten schon seit längerem als eventueller Einflussfaktor. Der wissenschaftliche Beweis habe aber bis heute gefehlt, wie die Wissenschaftler in ihrem Bericht mitteilen, der im Fachjournal Molecular Psychiatry veröffentlicht wurde.[ad#imtext]
Zu diesem Zweck untersuchten die britischen und US- amerikanischen Wissenschaftler eine Untergruppe der so genannten E- Risk- Studie, die bei einer Langzeitstudie mehr als 1000 Zwillingspaare, die in den Jahren 1994 bis 1995 in Großbritannien geboren wurden, untersuchte. Davon wählten die Forscher genau 236 Kinder aus, bei denen im Alter von fünf und zehn Jahren Abstriche aus der Mundschleimhaut für DNA- Analysen genommen wurden.
42 Prozent hatten bereits Gewalt erlebt
Im zweiten Schritt befragten die Forscher die Eltern über mögliche Gewaltereignisse in der Kindheit. 42 Prozent der Kinder hatten bis zum fünften bzw. zehnten Lebensjahr bereits Gewalt in Form von Mobbing, häuslicher Gewalt oder Misshandlungen erlebt, so der Bericht der Forscher. Der Effekt war besonders stark bei den Kindern, die mehr als eine Art von Gewalt erlebt hatten.
Dieser Effekt blieb auch dann weiterhin bestehen, wenn die Wissenschaftler den sozioökonomischen Status und den BMI- Wert des Geschlechts mit in ihre Auswertungen einbezogen. Die Wissenschaftler vermuten, dass durch den kindlichen Stress, das Immunsystem sich übermäßig aktivierte oder sich die Menge der freien Radikale im Körper erhöhte. Dies wiederrum beeinflusst die Chromosomen. Die aktuellen Ergebnisse sollen nun in Studien mit älteren Kindern überprüft werden.